Schule ist der „Job der Kinder“

Der Schulbereich füllt den größten zeitlichen Raum des Tages und hat für die Kinder einen hohen Stellenwert, weil er ihrem Alter entsprechend zu den normalen Lebensbedingungen unserer Gesellschaft gehört. Generell sehen wir unseren Arbeitsauftrag darin, die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen (wieder) zur Schulfähigkeit zu führen. Konkret bedeutet dies, dass wir die Schüler in ihrer Entwicklung von Selbst-, Sozial- und Fachkompetenz in einem gesetzten Rahmen fördern und fordern. Dieser Rahmen fasst eine Kunstwelt, in der Anforderungen an Arbeits- und Sozialverhalten anders als im „normalen Leben“ in erheblichem Umfang klar definiert sein können. Sie müssen klar definiert sein, damit die Schüler ihr Recht auf Orientierung durch und an Erwachsenen finden, sich zügig auf Schulinhalte einlassen und ihre Kompetenzen erweitern können. Die Einhaltung einheitlicher personenunabhängiger Orientierungsregeln wird von den Verantwortlichen geschlossen eingefordert.

Beispiel: Wir erwarten, dass Schüler ihr Arbeitsmaterial pfleglich behandeln, dass Hefte sauber geführt werden und alle Schüler mit Füller schreiben. Das sind Anforderungen, die jeder Schüler erfüllen kann, unabhängig von Schulniveau oder Fachkenntnisstand. So sind schon bei diesen kleinen Aufgaben Erfolgserlebnisse möglich, die sich durchweg motivierend auf das Lernverhalten auswirken. Alle Erwachsenen legen Wert auf diese Punkte, auch wenn sie bei Verstößen unterschiedlich reagieren können. Der Unterricht wird von einem Betreuer begleitet, der zugleich auch Mitarbeiter auf der Wohngruppe ist. Dieser greift bei Bedarf in das Unterrichtsgeschehen ein und widmet sich ggf. einem einzelnen Schüler. Das muss nicht immer verhaltensregulierend sein. Je nach Lernsituation unterstützt der Betreuer einzelne Schüler oder auch den Lehrer. Das Unterrichtsklima ist durchweg gemeinschaftlich. Für alle gilt, etwas nicht zu wissen ist keine Schande – man kann sich ja informieren. In allen Unterrichtsräumen stehen Nachschlagewerke (Lexika, Wörterbücher…), die von den Schülern je nach Bedarf während des Unterrichts genutzt werden können. So ist auch hier jedem Schüler die Möglichkeit gegeben, eigene Lösungswege zu finden. Wir haben keine Schulklassen, sondern Lerngruppen, in die Schüler nach unterschiedlichen Kriterien (Alter und/ oder Leistungsstand und/ oder Verhalten) eingeteilt sind. Aktuell werden die Schüler in drei Lerngruppen unterrichtet, die Sportstunden sind gruppenübergreifend. Wenn sich durch neue Schüler oder Schüler, die eine Regelschule besuchen, die Gruppe so verändert, dass die Lerngruppeneinteilung nicht mehr passt, reagieren wir jederzeit flexibel (neue Lerngruppen, Einzelförderung parallel zum Gruppenunterricht). Jedem Schüler wird die Chance gegeben, sich auf die für ihn passende Schulklasse und –form vorzubereiten. Dabei ist es auch möglich, dass sich ein Schüler auf die 7. Klasse Realschule vorbereitet, obwohl er sich z.B. wegen einer „Ehrenrunde“ zuletzt in der 6. Klasse einer Hauptschule fand. So hat jeder unserer Schüler eine echte Chance auf einen Neuanfang in seiner schulischen Karriere.

Schüler, die wegen ihres Alters und/ oder ihrer persönlichen Reife und/ oder ihres Entwicklungsstandes nicht mehr in eine Regelschule passen, können sich auf eine Externenprüfung vorbereiten. Je nach Anzahl der Schulbesuchsjahre besteht so die Möglichkeit, im Frühjahr eines jeden Jahres zur Hauptschulabschlussprüfung 9. oder 10. Klasse oder zur Realschulabschlussprüfung gemeldet zu werden. Die überwiegend positiven Ergebnisse unserer Prüflinge werden von unseren aktuellen Schülern gerne als motivierendes Beispiel genommen: „Der hat´s auch geschafft“. Wenn ein Schüler die Prüfung nicht besteht, wird das nächste Ziel anvisiert. Das kann z.B. die Vorbereitung auf eine 10er Hauptschulabschlussprüfung sein, auch wenn man in der 9er Prüfung durchgefallen ist. Diese und mehr Möglichkeiten werden den Schülern immer wieder aufgezeigt, so dass Erfolgsdruck und Versagensängste sich in erträglichem Maß halten. Wir suchen – und finden in der Regel – für wirklich jeden Schüler und natürlich zusammen mit ihm den passenden Weg in ein „normales“ Leben.